Seit dem 3. Juli 2021 ist Einwegplastik in der EU verboten. Aber ehrenamtliche Organisationen, die Essen an Obdachlose und Bedürftige verteilen, sind auf das Einmal-Geschirr aus Plastik angewiesen.
Rund 300 Mahlzeiten werden jeden Sonntag vom Berliner Gabenzaun an Obdachlose und Bedürftige verteilt. Es gibt warme Suppe, geschmierte Brötchen, süßes Gebäck und vieles mehr – je nachdem, was die ehrenamtlichen Helfer*innen an Essensspenden gesammelt und vorbereitet haben. Der Gabenzaun hat reichlich Essen und viele helfende Hände, trotzdem gibt es ein Problem: Das Geschirr geht aus.
Die EU verbietet Einwegplastik
Die 300 Schüsseln Suppe werden in Plastikgeschirr serviert, dazu Plastiklöffel. Das sind Wegwerfprodukte, die seit dem 3. Juli 2021 verboten sind.
Die EU hat nämlich ein Plastik-Verbot erlassen, um den Berg an Plastikabfall zu reduzieren. Allein in Deutschland kamen im Jahr 2017 rund 346.000 Tonnen Plastikmüll durch Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen zusammen. Der Müll landet auf der Straße, oder – schlimmer noch – in der Natur.
Die Ehrenamtlichen benutzen Plastikgeschirr, weil es nicht durchsuppt und sich nicht auflöst. Aber wenn das Plastik in der Natur landet, wird der Vorteil zum Nachteil: Das Plastik zersetzt sich nicht. Deshalb darf kein Einweggeschirr mehr produziert oder in den Handel gebracht werden. Die Händler*innen dürfen nur noch die Restbestände verkaufen und verbrauchen.
Plastik ist essentiell für die Essensverteilung an Bedürftige
Während Cafés und Restaurants auf Mehrweggeschirr und Pfandsysteme umstellen, sind Essensverteilungen an Bedürftige auf das Plastikgeschirr angewiesen. Sie können sich nicht darauf verlassen, dass das ausgegebene Geschirr auch zurückkommt. Und Pfand von den Bedürftigen zu verlangen, die auf Essensspenden angewiesen sind, ist absurd. Außerdem wäre der Abwasch für die ehrenamtlichen Helfer*innen nicht zu stemmen.
Und es ist nicht nur das Plastikgeschirr, das die Helfer*innen vermissen werden: Ab Januar 2022 wird auch die Plastiktüte verboten. Die Helfer*innen packen Tüten mit Lebensmittelspenden, die von den Bedürftigen mitgenommen werden können. Frisches Brot und Aufstriche, süßes Gebäck oder Obst. Die Tüten sind praktisch für den Transport, die Sachen laufen nicht aus, das Brot bleibt frisch.
Die Alternativen sind teuer
Es gibt Alternativen zu Plastikgeschirr und -Tüte, zum Beispiel Bambusgeschirr oder Papiertüte. Aber diese Produkte sind wesentlich teurer als das Pendant in Plastik: Eine Suppenschüssel aus Plastik hat ungefähr einen Stückpreis von 5 Cent. Das gleiche Produkt aus Pappe kostet 10-15 Cent, also doppelt bis dreifach so viel. Die Ehrenamtlichen vom Gabenzaun hoffen darauf, dass die umweltfreundlicheren Alternativen bald günstiger werden.
Das fordert auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga): Die Hersteller*innen müssten gute Alternativen zum Plastikgeschirr finden. Eine weitere Forderung lautet: Bis es günstigere Herstellungsgemthoden gibt, soll der Staat die Papier- und Bambusalternativen subventionieren. Das ist bisher aber nicht geplant. Auch eine Ausnahmeregelung für die Essensverteilung an Bedürftige gibt es nicht.
Stattdessen stapelt sich das Plastikgeschirr in den Kellern der ehrenamtlichen Helfer*innen: Solange es das billige Einmal-Plastik noch zu kaufen gibt, legen sich die Helfer*innen einen Vorrat an. Wie sie die Suppe verteilen werden, wenn das letzte Plastikgeschirr aufgebraucht ist, wissen sie noch nicht.
Mehr zum Thema Plastik-Verbot findest du im Artikel vom 09. Mai: Hin und Weg: Mehrwegpfand To Go
Quellen
Berliner Gabenzaun. Facebook. Abgerufen am 25.07.2021 von https://www.facebook.com/BerlinerGabenzaun/?redirect=false
Rucksäcke für obdachlose Menschen gesucht. Berliner Stadtmission. Abgerufen am 25.07.2021 von https://www.berliner-stadtmission.de/wir-in-den-medien/pressemitteilungen/archiv/rucksaecke-fuer-obdachlose-menschen-gesucht
Anne Grüneberg. 2021, 02. Juli. Einwegplastik wird verboten – doch die Alternativen sind umstritten. Redaktionsnetzwerk Deutschland. Abgerufen am 25.07.2021 von https://www.rnd.de/wirtschaft/einweg-plastik-wird-verboten-doch-die-alternativen-sind-umstritten-YNZ7ZT7TXFE3TGIO5WOAOQ7UJE.html
2021, 4. Juli. Einweg-Plastik wird verboten. Bundesregierung. Abgerufen am 25.07.2021 von https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/einwegplastik-wird-verboten-1763390
2021, 07. Juli. Plastik-Verbot ab Juli: Das sind die Alternativen. Verbraucherzentrale. Abgerufen am 25.07.2021 von https://www.verbraucherzentrale.de/aktuelle-meldungen/umwelt-haushalt/plastikverbot-ab-juli-das-sind-die-alternativen-61089
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