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Rote Karotte

Wer Affen sehen will, muss sich zum Affen machen - Teil 1


Der Berliner Zoo plant ab dem 20. April 2021, den Einlass von Jahreskarten-BersitzerInnen mit Hilfe vom biometrischer Gesichtserkennung zu kontrollieren.

Jahreskarten sind personengebunden, deshalb muss beim Einlass in den Zoo geprüft werden, ob das Bild auf dem Ausweis mit der BesucherIn übereinstimmt. Bisher wurde das an den Kassen erledigt, wo alle ihre Tickets kaufen. Dieser Vorgang soll nun digitalisiert werden: Die Jahreskarten-BesitzerInnen sollen dafür ihre biometrischen Gesichtsdaten beim Zoo hinterlegen. Am Elefantentor werden Sie dann durch ein besonderes Drehkreuz geschleust: Hier wird ihr Ausweis gescannt, das Gesicht mit Kameras geprüft und anschließend Einlass gewährt.

Die Jahreskarten-BesitzerInnen wurden schriftlich von dem neuen Einlassverfahren informiert. In dem Brief stand allerdings nicht, dass das Verfahren freiwillig ist. Erst auf Nachfrage betont ein Sprecher des Zoos, dass es sich um ein „Serviceangebot“ handele, dass nicht in Anspruch genommen werden müsse.


Publik machte der Zoo seine Pläne nicht. Auf der Webseite wurde nur auf Englisch über die neuen Einlasskontrollen berichtet. Eine Pressemeldung oder dergleichen gab es nicht. Aber am Donnerstag veröffentlichte die taz einen Artikel über die neuen Einlasskontrollen und ließ damit die Katze aus dem Sack.

Biometrische Daten zu erfassen, zu speichern und abzurufen ist ein dicker Hund. Aus der Landesbehörde für Datenschutz Berlin heißt es: Biometrische Daten sollen nur „in Ausnahmefällen“ erhoben werden. Aber die Behörde wurde gar nicht gefragt. Die Berliner Datenschutzbeauftrage Maja Smoltczyk gibt an: „Meine Behörde ist nicht einbezogen worden.“

Das erfasste Daten nicht immer sicher sind, ist ein alter Hase. Allerdings hat sich das erst diesen März wieder akut gezeigt, als ein großes Datenleck beim Berliner Zoo bekannt wurde: Die Daten von über 400.000 BesucherInnen wurden gehackt, darunter auch Namen und E-Mail-Adressen. Eine E-Mail-Adresse kann man ändern. Bei Gesichtern ist das eine andere Sache.


Die Berliner Regierung findet die Idee vom Zoo unter aller Sau. Sven Kohlmeier von der SPD und Sprecher für den Datenschutz in seiner Partei macht seinen Ärger in einem Tweet Luft:

„Abgesehen davon, dass der 20. April eh nen scheiß Datum ist, führt man doch in der Pandemie (alle mit Masken) keine Gesichtserkennung ein. Besser noch: Man führt grundsätzlich freiwillig keine Gesichtserkennung ein...dass mag weder Panda, Giraffe noch Kohlmeise in @zooberlin !“

Es blieb nicht bei dem verbalen Empörungsschrei: Die Datenschutzbeauftrage des Landes Berlin hat einen kritischen Fragebogen zu dem Thema an den Zoo verschickt. Außerdem wurde der Zoodirektor vorgeladen und muss nächste Woche in der Sitzung des Ausschusses für Datenschutz Rede und Antwort stehen – hoffentlich hat er dann keinen Frosch im Hals.


Es ist also offen, ob die Gesichtserkennung wirklich kommt. Deshalb folgt nächte Woche Teil 2 der Miniserie: Wer Affen sehen will muss sich zum Affen machen.

 

Quellen


Stefan Krempl (2021, 05. März) Massives Datenleck über Online-Dienst Ticketcounter. Heise.de. Abgerufen am 11.04.2021 von https://www.heise.de/news/Berliner-Zoos-Massives-Datenleck-ueber-Online-Dienst-Ticketcounter-5073557.html


Bert Schulz (2021, 08. April) Auch Besucher werden fotografiert. Taz. Abgerufen am 11.04.2021 von https://taz.de/Biometrische-Datenerfassung-im-Zoo/!5759072/


Bert Schulz (2021, 09. April) „Das geht gar nicht“. Taz. Abgerufen am 11.04.2021 von https://taz.de/Berlins-Zoo-plant-Gesichtserkennung/!5760527/


Sven Kohlmeier (2021, 09.April) Twitter: https://twitter.com/KohlmeierSPD/status/1380535427652845572


Antonia Frank (2021, 10.April) Berliner Zoo plant Gesichtserkennung für Jahreskartenbesitzer. Tarnkappe.inof. Abgerufen am 11.04.2021 von https://tarnkappe.info/berliner-zoo-plant-gesichtserkennung-fuer-jahreskartenbesitzer/

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