Wer ein Video bei der Plattform YouTube veröffentlicht, kann damit Geld verdienen. Das funktioniert auf zwei Arten:
Einerseits kann die Produzentin des Videos mit Unternehmen zusammenarbeiten, um deren Produkte zu bewerben. Diese Werbeleistung wird direkt vom werbenden Unternehmen vergütet.
Andererseits kann die Produzentin ihren Account bei YouTube monetisieren, das heißt für Werbeanzeigen freischalten. Die Produzentin wird dann von YouTube bezahlt, in Abhängigkeit von Klicks, Abo-Mitgliedern und einigen weiteren Zusatzfunktionen.
Versteuert werden diese Einnahmen im Land der Produzentin, gemäß dem dort geltenden Steuerrecht.
Diese Woche hat das U.S. Amerikanische Unternehmen Google – Besitzer von YouTube – verkündet, dass ab Juni 2021 auch in den USA steuern fällig werden: Wer seine Einnahmen durch ein US-Amerikanisches Publikum generiert, der muss in den USA ab Juni Steuern darauf zahlen, und zwar bis zu 30 Prozent.
Das Ganze läuft in zwei Schritten ab:
Bis zum 31. Mai 2021 muss jede Produzentin und jeder Produzent seine Steuerinformationen bei Google hinterlegen. Wer das nicht tut, wird ab dem 1. Juni pauschal mit 24 Prozent besteuert, und zwar auf alle Einnahmen weltweit, nicht nur auf die in den USA generierten. Begründung hierfür ist: Wenn man keine Steuerinformationen angibt, wird angenommen, dass man in den USA sitzt und daher seine Einnahmen auch komplett in den USA versteuern muss.
Auf Grundlage der eingereichten Steuerinformationen wird die fällige Abgabe errechnet. Sie liegt in einem Rahmen von 0 bis 30 Prozent. Wie hoch die Einnahmen besteuert werden, hängt von dem Handelsabkommen mit den jeweiligen Ländern derProduzierenden ab. In Deutschland sind es 0 Prozent – dazu gleich noch mehr.
Obwohl es Google war, das die zukünftige Steuerpflicht bekannt gab, wird diese Steuer natürlich nicht von Google ausgerufen. Das Unternehmen ist als die betreibende Plattform gemäß Kapitel 3 der Abgabenordnung der USA dazu verpflichtet, die Steuerinformationen seiner Nutzer einzuholen und ggf. Steuern zu erheben. Nichtsdestotrotz wird Google, bzw. YouTube, im Netz angefeindet wegen der neuen Besteuerung. Dabei gibt es vor allem drei Kritikpunkte:
Viele YouTuber, die im Ausland produzieren, leben und Steuern zahlen, sehen nicht ein, warum sie in den USA ebenfalls Steuern zahlen sollen. Schließlich nutzen sie die Infrastruktur des Landes nicht. Sie profitieren weder von guten Straßen noch einem guten Schulsystem. Warum sollen sie es mit ihrem Geld mitfinanzieren? Dem lässt sich entgegenhalten, dass YouTuber durchaus von einer guten Infrastruktur in den USA profitieren, schließlich ermöglicht erst der Netzausbau, dass man ihre Videos sehen kann. Aber wo zieht man die Grenze? Muss dann jede E-Mail, die über einen US-Amerikanischen Server läuft, besteuert werden?
Der zweite Einwand geht gegen die unfaire Doppelbesteuerung, die manche Youtuber jetzt verletzlich treffen wird. Wer in einem Land produziert, dass kein Steuerabkommen mit den USA hat, muss doppelt zahlen: Die Einnahmen müssen im eigenen Land besteuert werden – und Teile der Einnahmen dann nochmal in den USA. Deutsche YouTuber profitieren hier von dem sogenannten Doppelbesteuerungsabkommen, dass eine Doppelbesteuerung verhindert. Das heißt, deutsche YouTuber, die ihre Steuerinformationen bis zum 31. Mai 2021 bei Google hinterlegen, zahlen nach wie vor keine Steuern in den USA.
Damit kommen wir auch schon zum dritten Kritikpunkt: Alle YouTuber müssen ihre Steuerinformationen bei Google hinterlegen – sonst wird es auf jeden Fall teuer. Damit gehen einige sensible Informationen an den privatwirtschaftlichen Großkonzern.
Alles in allem scheint der empörte Aufschrei einiger Youtuber übertrieben – für die meisten ändert sich monetär nichts. Dennoch ist es befremdlich, dass man Steuern zahlen muss, in einem Land, in dem man nicht lebt, einfach nur weil die Menschen dort einem gerne beim Zocken / Yoga machen / Schminken etc. zuschauen.
Quellen
YouTube Creators (2021, 09. März) Wichtige Änderungen: Alle Einnahmen erzielenden Creator außerhalb der USA müssen Steuerinformationen. YouTube. Abgerufen am 14.03.2021 von https://www.youtube.com/watch?v=SeKEtf8A3FU&t=33s
Defender 833 (2021, 09. März) YouTube Steuerinfo Update März 2021: Formular W-8-BEN. YouTube. Abgerufen am 14.03.2021 von https://www.youtube.com/watch?v=28q9xCPtww4
(2021, 10. März) Internationale Youtuber müssen bald US-Steuern zahlen. Der Standard. Abgerufen am 14.03.2021 von https://www.derstandard.de/story/2000124839180/internationale-youtuber-muessen-bald-us-steuern-zahlen
Eva-Maria Weiß (2021, 10. März) YouTuber müssen Teil ihrer Einnahmen in den USA versteuern. Heise. Abgerufen am 14.03.2021 von https://www.heise.de/news/YouTuber-muessen-Teil-ihrer-Einnahmen-in-den-USA-versteuern-5076741.html
Dieter Petereit (2021, 10. März). Bis zu 30 Prozent: Youtuber sauer wegen neuer Steuerpflicht. T3n digital pioneers. Abgerufen am 14.03.2021 von https://t3n.de/news/30-prozent-us-steuer-youtube-1365024/
Aniko Milz (2021, 11. März) Bis zu30 Prozent: YouTuber müssen bald Steuern an die USA zahlen. Online-Marketing.de. Abgerufen am 14.03.2021 von https://onlinemarketing.de/social-media-marketing/youtuber-steuern-usa
Matt Southern (2021, 12. März) Google MayWithhold Taxes From Non-US YouTube Creators. Search-Engine-Journal. Abgerufen am 14.03.2021 von https://www.searchenginejournal.com/google-may-withhold-taxes-from-non-us-youtube-creators/398897/#close
Steuerrechtliche Vorschriften in den USA für YouTube-Einnahmen. YouTube-Hilfe. Abgerufen am 14.03.2021 von https://support.google.com/youtube/answer/10391362?hl=de#zippy=%2Cwas-versteht-man-unter-einem-steuerabzug%2Cwelche-auswirkungen-hat-das-auf-mein-einkommen-auf-youtube%2Cwas-ist-wenn-ich-auf-meinem-kanal-keine-einnahmen-durch-zuschauer-in-den-usa-habe%2Canhand-welcher-kriterien-wird-entschieden-ob-ich-als-us-creator-gelte-oder-nicht%2Cf%C3%BChrt-google-von-meinen-youtube-einnahmen-auch-au%C3%9Ferhalb-der-usa-weitere-steuern-ab
Comments