Jeder Mensch isst. Aber aus der Art und Weise, wie wir essen, ergeben sich Probleme: Essen kann ein Gesundheitsrisiko sein. Einerseits für die zwei Milliarden Menschen, die an Mangelernährung leiden, weil sie nicht genug zu essen haben. Andererseits für all diejenigen, die zwar mehr als genug zu essen haben, sich aber eine ungesunde Ernährungsweise angewöhnt haben. Die Folgen sind dann Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkte und Stoffwechselstörungen.
Essen ist auch ein Treiber für Klimawandel und Umweltschäden. Die Lebensmittelproduktion ist für 30 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Außerdem werden schon heute 70 Prozent des Süßwassers für die Lebensmittelproduktion benötigt. Wenn 2050 auf dieser Erde 10 Milliarden Menschen leben, wird es deshalb schwer, alle zu ernähren.
Die Lösung für diese Probleme verspricht die Planetary Health Diet, die auf dem Forum des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) Anfang September 2020 vorgestellt worden ist.
Diese Ernährungsform wurde von 37 internationalen Experten und Expertinnen unter der Leitung von Dr. Walter Willet, Ernährungsmediziner in Harvard, entwickelt. Das Team gehört der gemeinnützigen EAT-Lances Commission an, die ihren Sitz in Oslo hat. Ziel der Kommission war es, einen Ernährungsplan zu entwickeln, der sowohl für den Menschen, als auch den Planeten gesund ist.
Als Ergebnis stellen die Forscher einen Referenzplan für gesunde Ernährung vor. Darin werden keine festen Gramm-Mengen vorgeschrieben, sondern Spannbreiten genannt. So sollen verschiedene Ernährungsgewohnheiten abgedeckt werden. Der Grundtenor für die Wohlstandsgesellschaft ist aber trotz Spannbreite eindeutig: Es müssen mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse gegessen werden. Und weniger Zucker und rotes Fleisch.
Außerdem stellen die Experten und Expertinnen einen Strategieplan für Politik, Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie vor. Darin plädieren sie für ein stärkeres politisches Eingreifen, zum Beispiel mit einer Besteuerung von Nahrungsmitteln, die in der Produktion viel CO2 produzieren, also u.a. Fleisch. Außerdem sollen Landwirtschaftlichn Betriebe mit Hilfe von Subventionen weg von Massenproduktion und Monokultur gebracht werden. Darüber hinaus braucht es Aufklärungskampagnen und eine erhöhte Verfügbarkeit von gesundem Essen, zum Beispiel in der Mensa. Zu guter Letzt betont die Kommission, wie wichtig es sei, die Lebensmittelverschwendung drastisch zu reduzieren.
Alles in allem fordert die Kommission eine „radikale Ernährungsumstellung“. Als Belohnung lockt sie mit nicht weniger als der Rettung des Planeten und der Vermeidung von rund 11 Millionen Todesfällen im Jahr.
Trotzdem gibt es einige Kritikpunkte:
Bei dem Ernährungsplan handelt es sich eher um Richtwerte, es gibt keine Rezepte oder Wochenpläne, die einen bei einer tatsächlichen Umsetzung unterstützen.
Die festgesetzte Kalorienzufuhr von 2.500 Kalorien pro Tag stimmt nicht für alle Menschen. Wer Sport macht braucht beispielsweise mehr.
Für manche Menschen fordert der Ernährungsplan eine radikale Veränderung der Ernährungsgewohnheiten.
Kaffee und Alkohol kommen überhaupt nicht vor!
Die Kommission selbst räumt ein, dass es sich bei der Planetary Health Diet eher um eine Vision, als ein heute umsetzbares Modell handelt. Dennoch stellt der Entwurf einen ersten Versuch da, Gesundheit und Klimaschutz beim Thema Ernährung unter einen Deckel zu bringen – und zwar mit der gesamten Menschheit am Esstisch.
Quellen
Melanie Kirk-Mechtel. Planetary Health Diet. Bundeszentrum für Ernährung. Abgerufen am 22.11.2020 von https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/lagern-kochen-essen-teilen/planetary-health-diet/
Clarissa Juse (2019, 07. September) Planetary Health Diet: Diese Ernährung soll die Welt retten. Das Erste. W wie Wissen. Abgerufen am 22.11.2020 von https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/ernaehrung-136.html
The EAT-Lancet Commission on Food, Planet and Health. Abgerufen am 22.11.2020 von https://eatforum.org/eat-lancet-commission/
Brigitte Rohm (2020, 07. Februar) Planetary Health Diet: Gute Ernährung für uns und für die Erde. ÖkoTest. Abgerufen am 22.11.2020 von https://www.oekotest.de/essen-trinken/Planetary-Health-Diet-Gute-Ernaehrung-fuer-uns-und-fuer-die-Erde_11128_1.html
Food Planet Health. The EAT-Lancet Commission on Healthy Diets from Sustainable Food Systems. Abgerufen am 22.11.2020 von https://eatforum.org/content/uploads/2019/01/EAT-Lancet_Commission_Summary_Report.pdf
Petra Apfel (2020, 13. November) „Planetary Health Diet“: Das müssen sie essen, um den Planeten zu retten. Focus. Abgerufen am 22.11.2020 von https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/news/gesund-und-klimafreundlich-planetary-health-diet-das-muessen-sie-essen-um-den-planeten-zu-retten_id_12653403.html
Petra Apfel (2019, 18. Januar) Forscher finden Ernährungsformel zur Rettung der Welt – und Ihrer Gesundheit. Focus. Abgerufen am 22.11.2020 von https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/gesundessen/ernaehrungsformel-fuer-gesundheit-und-klima-das-ist-der-5-punkte-plan_id_10198746.html
(2020, 17. November) Umweltfreundlich essen – geht und schmeckt das? Hr-fernsehen. Abgerufen am 22.11.2020 von https://www.hr-fernsehen.de/sendungen-a-z/planetary-health-dieth-umweltfreundlich-essen--geht-und-schmeckt-das,sendung-104180.html
Hunger: Verbreitung, Ursachen & Folgen. Welt Hunger Hilfe. Abgerufen am 22.11.2020 von https://www.welthungerhilfe.de/hunger/
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