Im Alter sind wir auf Hilfe angewiesen. Leider ist diese Hilfe teuer: Sei es der ambulante Dienst oder die stationäre Pflege, seien es pflegende Angehörige oder die 24-Stunden-Pflegekraft aus dem Ausland – all das ist Arbeit und kostet eine Menge Geld. Wer nicht genug Rente bekommt, muss Ersparnisse aufbrauchen und seinen Besitz verkaufen. Auch die Kinder werden in die Pflicht genommen und müssen zahlen. Erst wenn diese Geldquellen ausgeschöpft sind, springt der Staat ein.
Gesundheitsminister Jens Spahn hat jetzt angekündigt, zumindest einen Kostenfaktor zu beschränken: Der Eigenanteil für stationäre Pflege soll auf 700 Euro gedeckelt werden – für die ersten drei Jahre in einer stationären Einrichtung. Dann entfällt er komplett.
Für manche bedeutet das schon jetzt eine Einsparung, da der Eigenanteil für stationäre Pflege im Bundesdurchschnitt bei 786 Euro liegt (Stand: Juli 2020, Quelle: Verband Deutscher Ersatzkassen (vdek)).
Vor allem geht es bei dem Vorschlag aber um die Zukunft: Die Kosten sind in den letzten Jahren bereits rasant gestiegen, nämlich seit 2017 um durchschnittlich 238 Euro! Der Vorschlag von Jens Spahn soll einen weiteren Anstieg verhindern.
Diese Meldung bedeutet allerdings nicht, dass die stationäre Pflege 700 Euro kosten würde. Gedeckelt werden nämlich nur die Kosten für die Pflege, die sich aus Personalkosten (80 Prozent) und Sachkosten (20 Prozent) zusammensetzen. Zusätzlich zu den 700 Euro muss man noch für Unterhalt, Essen usw. zahlen, und diese Kosten werden nicht gedeckelt. Zusammenaddiert kommt man im Jahr 2020 auf durchschnittliche Kosten von 2.015 Euro im Monat für einen Platz im Altersheim.
Und wer sich freut, dass nach drei Jahren die 700 Euro komplett entfallen, freut sich wahrscheinlich zu früh: Drei Jahre halten nämlich die wenigsten durch: „60 Prozent aller Menschen, die stationär in ein Pflegeheim kommen, sind nach zwölf Monaten tot“ schreibt die Zeit am 9. Oktober.
Deshalb lobt die Opposition – und auch der Koalitionspartner SPD – den Vorschlag von Jens Spahn zwar grundlegend, kritisiert aber, dass er nicht weit genug geht.
Eine wichtige Frage ist auch: Wer zahlt die Differenz zwischen den gedeckelten 700 Euro und den tatsächlichen Kosten? Denn die steigen natürlich weiter. Jens Spahn rechnet mit Kosten von 6 Milliarden Euro. (Zum Vergleich: Für den Digitalpakt Schule sind 5 Milliarden Euro eingeplant.) Die Antwort des Bundesministers: Das Geld soll vom Bund kommen, das heißt vom Steuerzahler. Und das wiederum bedeutet: Pflege wird ein Stück weit sozialer.
Quellen:
(2020, 07. Oktober) Deckel drauf! Die Zeit. Abgerufen am 11.10.2020, von https://www.zeit.de/2020/42/pflegeheime-altenpflege-senioren-eigenanteil-steuern
(2020, 04. Oktober) Eigenanteil für Heimpflege soll 700 Euro nicht überschreiten. Frankfurter Allgemeine. Abgerufen am 11.10.2020, von https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-wirtschaft/spahn-will-eigenanteil-fuer-heimpflege-auf-700-euro-deckeln-16984952.html
(2020,04. Oktober) Spahn will Eigenanteil für Pflege in Heimen deckeln. WDR. Abgerufen am 11.10.2020, von https://www1.wdr.de/nachrichten/spahn-pflege-reform-100.html
(2020, 05. Oktober) Pflegeheime: Spahn will Eigenanteile deckeln. Ärzteblatt. Abgerufen am 11.10.2020, von https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117134/Pflegeheime-Spahn-will-Eigenanteile-deckeln
Mirko Wenig (2020, 05. Oktober) Pflegeversicherung – Jens Spahn plant Deckel für stationäre Pflegekosten. Versicherungsbote. Abgerufen am 11.10.2020, von https://www.versicherungsbote.de/id/4898062/Pflegeversicherung-Spahn-Deckel-Pflegekosten/
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