Der Sommer geht zu Ende, und mit ihm auch die Badesaison. Der Sprung ins kalte Nass ist ein Vergnügen, aber wer nicht schwimmen kann, sich selbst überschätzt oder betrunken ist, kann sich damit auch in Lebensgefahr begeben. Wie war es, in diesem verrückten Jahr 2020, mit den Badetoten?
In Summe gibt es 2020 (bis einschließlich August) weniger Badetote als im Vorjahr, nämlich mindestens 329 in ganz Deutschland (2019 waren es insgesamt 417).
Die Corona-bedingte Schließung der Schwimmbäder und die Online-Reservierung in Freibädern hat keine Auswirkung auf die Zahl der Badetoten. Entscheidend ist stattdessen: Das Wetter. Im August – der extrem heiß war und mit Sonnenschein an die Seen, Flüsse und Meere des Landes lockte – starben 117 Menschen. Im Vorjahr waren es nur 45.
Wie jedes Jahr ist auch 2020 eine überwältigende Mehrheit der Ertrinkenden männlich, nämlich 80 Prozent. Ebenfalls gleich geblieben sind die Ursachen: Wer leichtsinnig ins kalte Wasser springt und seine Kräfte überschätzt, schwimmt schnell zu weit raus und hat dann keine Kraftreserven mehr für den Rückweg. Ebenfalls gefährlich: Eine Hohe Risikobereitschaft. Leichtsinn und Risikobereitschaft gehen oft einher mit Alkohol - einer weiteren Ursache für den Badetod.
Soweit, so bekannt. Das Thema ist nicht neu, aber immer noch wichtig.
Ein paar ergänzende Fakten, die im Zusammenhang mit der Jahresbilanz untergehen:
Korrekterweise muss man unterscheiden zwischen Badetod und Ertrinkungstod: Ein Badetoter stirbt nicht direkt auf Grund des Wassers, sondern zum Beispiel an einem Herzinfarkt. Ein Ertrinkungstoter stirbt, weil er zu viel Wasser schluckt, zum Beispiel weil er einen Krampf hat. In den Statistiken werden Bade- und Ertrinkungstote zusammengefasst und oftmals unter dem Begriff Badetote gebündelt.
2017 hat eine Studie des DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V.) ermittelt, dass nur 40 Prozent nach der vierten Klasse (ca. 10 Jahre) bereits ihr Bronzeabzeichen geschafft haben. Das heißt: 2 Meter tief tauchen, ein Sprung vom 1 m-Brett und 15 Minuten schwimmen, in denen mindesten 200 Meter zurückgelegt werden müssen. Erst wer sein Bronzeabzeichen hat, gilt als sicherer Schwimmer. In den 1980er Jahren waren es 90 Prozent.
Zahlen allein machen keine Schlagzeilen. Je nach Medium wird die Anzahl der Badetoten sehr unterschiedlich präsentiert: Nach einer ersten Bilanz des DLRG titelt die Tagesschau am 06.08.2020 „Weniger Badetote in Deutschland“. Am gleichen Tag schreibt die Bild „Der Badesommer 2020 fordert schon 192 Tote!“ und fügt als Untertitel noch die dramatische Zeile hinzu: „Die Horror Bilanz der DLRG“.
Quellen:
(17.09.2020). Weniger Badetote bisher in Brandenburg, dafür mehr in Berlin. Rbb24. Abgerufen am 18.09.2020, von https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/09/dlrg-statistik-badetote-august-2020-berlin-brandenburg.html
(06.08.2020). Der Badesommer 2020 forderte schon 192 Tote!. Bild. Abgerufen am 18.09.2020, von https://www.bild.de/regional/stuttgart/stuttgart-aktuell/dlrg-zieht-erste-bilanz-der-badesommer-2020-forderte-schon-192-tote-72246942.bild.html
Martina Witt (06.08.2020). Weniger Badetote in Deutschland. Tagesschau. Abgerufen am 18.09.2020, von https://www.tagesschau.de/inland/badetote-rueckgang-101.html
(01.06.2020). Schwimmfähigkeit der Bevölkerung. DLRG. Abgerufen am 18.09.2020, von https://www.dlrg.de/fileadmin/user_upload/DLRG.de/Fuer-Mitglieder/AA_DLRG2019/die_dlrg/Presse/Schwimmfaehigkeit/dlrg-presse-forsa-2017.pdf
Wasserrettung. Wasserwacht Weida. Abgerufen am 18.09.2020, von http://www.wasserwacht-weida.de/index-Dateien/page0037.htm
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